Kapitel 1 - Pneumatische Grundbegriffe
Pneumatik ist die Verwendung von Druckluft in Wissenschaft und Technik zur Verrichtung mechanischer Arbeit und zur Steuerung.
In der Industrie findet die Pneumatik oft ihre Anwendung im Bereich der Automatisierungstechnik. Wir können entweder über Pneumatik oder über pneumatische Systeme reden.
Im Rahmen dieser Schulung verstehen wir unter Pneumatik Steuerung und Kraftübertrag durch Druckluft.
Die pneumatischen Systeme haben sehr viele Vorteile, die wichtigsten sind:
Neben den Vorteilen müssen wir auch die typischen Nachteile kennen:
Das SI-Maßeinheitensystem basiert auf zahlreichen Grund- und davon abgeleitete Maßeinheiten. Wir befassen uns damit nicht im Detail.
[Internationales Einheitensystem: abgekürzt SI von französisch Système international d’unités]
Maßeinheiten, die in der Pneumatik interessant sind:
Abgeleitete Maßeinheiten, die wir hier diskutieren:
Kraft ist eine gerichtete physikalische Größe, die eine wichtige Rolle in der technischen Mechanik spielt. Sie kann Körper beschleunigen oder verformen. Durch Kraftwirkung kann man Arbeit verrichten und die Energie eines Körpers verändern. Einige Kräfte haben eigenständige Bezeichnungen aufgrund ihrer Ursachen oder Wirkungen erhalten. Dazu gehören die Reibungskraft, die Gewichtskraft und die Fliehkraft. Die heutige Physik unterscheidet vier Grundkräfte, die alle diesen Ausformungen von Kraft zugrunde liegen. In diesem Zusammenhang wird der Begriff Wechselwirkung gleichbedeutend mit Kraft verwendet.
Bei Druck werden häufig die folgenden Multiplikatoren verwendet:
1 kPa (Kilopascal) = 1.000 Pa
1 MPa (Megapascal) = 1.000.000 Pa
Die Verwendung der Einheit bar hat sich in der Fluidtechnik generell durchgesetzt.
1 bar = 100,000 Pa = 0.1 MPa = 0.1 N/mm2
1 mbar = 0,001 bar
1 nbar = 0,000000001 bar
In einigen Ländern – wie z. B. in Großbritannien oder in der USA – wird noch die Maßeinheit psi (pounds per square inch - Pfund pro Quadratzoll) verwendet.
1 psi = 0,07 bar (gerundet)
Normal atmosphärischer Druck ist der Druck bezogen auf die Meereshöhe, dessen Wert ist 1 atm (Atmosphäre).
1 atm = 101.325 Pa = 1013,25 mbar (Millibar) oder hPa (Hektopascal)
Diese Maßeinheit wird meistens in der Meteorologie verwendet.
In der Praxis 1 atm = 1 bar.
Der Überdruck zeigt den Wert des Druckes über dem atmosphärischen Druck.
Wird der Wert als absoluter Druck angegeben, wird auch der vorhandene atmosphärische Druck mitgerechnet. Der absolute Druck wird also ab 0 Pa = komplettes Vakuum gerechnet.
Absoluter Druck = normaler atmosphärischer Druck + Überdruck (relativer Druck)
Die Ausdrücke „Überdruck“ und „Vakuum“ beziehen sich darauf, ob der Druck größer oder kleiner ist als der normal atmosphärische Druck.
Die Qualität des Vakuums wird in verschiedenen Klassen unterschieden:
Normal atmosphärischer Druck | 101325 Pa | = 1,01325 bar = 1 bar | ||
Grobvakuum | 100 kPa ... 3 kPa | = 1 bar ... 0,03 bar | ||
Feinvakuum | 3 kPa ... 100 mPa | = 0,03 bar ... 0,001 mbar | ||
Hochvakuum | 100 mPa ... 1 µPa | = 0,001 mbar ... 0,01 nbar | ||
Ultrahochvakuum | 100 nPa ... 100 pPa | |||
Extrem hohes Vakuum | < 100 pPa | |||
Weltraum | 100 µPa ... < 3 fPa | |||
Perfektes Vakuum | 0 Pa |
In der Pneumatik wird die Maßeinheit bar sowohl für Überdruck als auch Vakuum verwendet.
Ohne weitere Angaben versteht man in der Pneumatik unter „Druck“ den Überdruck = relativer Druck.
Nachstehend rechnen wir beispielhaft aus, welche Kraft ein Zylinder mit angegebener Größe bei angegebenem Druck ausüben kann:
Welche Kraft übt ein Zylinder mit Durchmesser 40 mm bei 6 bar Druck aus?
Damit wir in der Formel die richtigen Maßeinheiten verwenden, nehmen wir für den Druck die Einheit Mpa. Dies entspricht N/mm². Längenmaße geben wir in mm an.
Der Kolbendurchmesser des Zylinders:
Berechnet wurde die theoretische Kraft. In der Praxis muss mit einem in Höhe von ca. 5% gerechnet werden.
Demnach kann ein Zylinder mit 40 mm Durchmesser bei 6 bar Druck etwa 716 N Druckkraft ausüben. Dies entspricht einer Masse von ca. 73 kg.
Die Zugkraft desselben Zylinders ist kleiner als die Druckkraft, da ein Teil der Kolbenfläche von der Kolbenstange abgedeckt ist. D.h. es fehlt ein Stück der Oberfläche, auf die kein Druck einwirken kann. Die fehlende Oberfläche muss entsprechend abgezogen werden.
Nach Berechnung mit einem kalkulierten Verlust von ca. 5%, kommen wir auf folgendes Ergebnis:
die Zugkraft des Zylinders ist etwa 601 N, gegenüber der Druckkraft von 716 N.