Kapitel 7 - Der Pneumatikzylinder – Teil 1
In den früheren Kapiteln haben wir den Grundaufbau eines pneumatischen Systems sowie dessen wichtigsten Elemente beschrieben:
In diesem Kapitel gehen wir näher auf Pneumatikzylinder ein. In der Pneumatik ist der wichtigste Aktor der Zylinder. Der Zylinder wandelt die Druckenergie des Mediums in lineare oder rotierende Bewegung um.
Die Arbeitszylinder können nach verschiedenen Aspekten gegliedert werden:
Pneumatikzylinder sind in vielen verschiedenen Ausführungen und mit verschiedenen Funktionen verfügbar. In diesem Kapitel gehen wir nur auf die gängigsten Varianten ein.
Dem Anwender stehen Zylinder in vielen verschiedenen Varianten, je nach Aufgabengebiet, zur Verfügung. Neben Norm-Zylindern gibt es auch Ausführungen ohne Grundlage einer entsprechenden Norm.
Nachstehend haben wir für Sie eine Liste mit den gängigsten Typen zusammengestellt. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind zahlreiche weitere Sonderversionen am Markt verfügbar.
Um die Ausführung und Funktion des Zylinders festlegen zu können, sind folgende technische Merkmale wichtig, die wir nachfolgend näher erläutern werden:
1. Aufbau des Zylinders | |
2. Durchmesser und Hublänge | |
3. Zylinderbewegungen | |
4. Stabile Stellungen des Zylinders | |
5. Schaltsymbole | |
6. Endlagendämpfung | -> Nähere Betrachtung in Kapitel 8 |
7. Magnetische Positionserkennung | -> Nähere Betrachtung in Kapitel 8 |
8. Geschwindigkeitsregulierung | -> Nähere Betrachtung in Kapitel 8 |
9. Normen und Standards | -> Nähere Betrachtung in Kapitel 8 |
Im Allgemeinem besteht der Kolbenstangenzylinder aus einem Zylinderrohr, welches an beiden Enden mit jeweils einem Deckel (Zylinderkopf und Abschlussdeckel) abgeschlossen wird.
In diesem Zylinderrohr bewegt sich eine Kolbenstange mit Antriebskolben.
Die Bewegung des Kolbens wird mit Druckluft durch ein Wegeventil gesteuert. Die Bewegung ist abhängig davon, welche Zylinderkammer mit Druck beaufschlagt wird. Die Kraftübertragung erfolgt durch die Kolbenstange.
Kolbenstangenzylindern werden auch Linearzylinder genannt, da die Kolbenstange, welche die Kraftübertragung ausübt, eine lineare Bewegung ausführt.
Der Zylinderdurchmesser und die Hublänge sind die beiden maßgebenden Eigenschaften eines Zylinders.
z.B. HAFNER Zylinder DIP: DIP 40/320
(DIP nach ISO 1555 - doppeltwirkender Zylinder - mit einstellbarer Endlagendämpfung - Magnetkolben)
Beim Durchmesser des Zylinders handelt es sich um den Durchmesser des Antriebskolbens. Der Durchmesser definiert die Kraft des Zylinders, abhängig vom Arbeitsdruck.
Die Hublänge beschreibt, wie weit die Kolbenstange bewegt werden kann.
Ein längerer Hub erhöht die Belastung der Führungsbuchse und der Kolbenstange erheblich. Um einen Defekt vorzubeugen, sollte ein größerer Durchmesser der Kolbenstange gewählt werden. In der Praxis wird daher oftmals für Zylinder mit einem langen Hub auch ein größerer Durchmesser gewählt, bei dem der Kolbenstangendurchmesser größer ist.
Bei besonders langen Hüben sowie hohen Querkrafteinwirkungen kann eine Linearführungseinheit für eine Entlastung der Kolbenstange sorgen.
Die verfügbaren Durchmesser sind vom Zylindertyp abhängig und beschränkt. Hübe können in der Regel recht einfach variiert werden.
Die vom Zylinder maximal anwendbare Kraft hängt von folgenden Faktoren ab:
Nachstehend berechnen wir exemplarisch für den Typen DIL 40/320 die ausgeübte Kraft bei 6 bar Arbeitsdruck.
Wenn wir die Kraft durch die Gravitation teilen (9,81 m/s2), dann kann unser Zylinder, praxisgerecht betrachtet, eine Masse von 73 kg halten.
WICHTIG! Mit dieser Kraft - ausgeübt von unserem Zylinder - kann man die berechnete Masse nur halten aber nicht bewegen!
Wenn wir einen Gegenstand gleichmäßig bewegen wollen, müssen wir die Gravitationskraft berücksichtigen.
In physischem Sinne sprechen wir von Arbeit, wenn sich ein Körper unter Einwirkung von Kraft in Bewegung setzt. Beim Heben bewegt sich der Körper in Richtung der Kraft, so erfolgt auch Arbeit in diesem Fall.
3. Die Zylinderbewegungen
Die zwei Endstellungen des Zylinders nennen wir positive und negative Endstellung.
Dementsprechend werden die beiden Kammern des Zylinders plus- und minus Kammer oder Zylinderraum genannt.
Die ausgefahrene Kolbenstange ist in positiver Endstellung, wenn die Druckluft in die plus Kammer einströmt.
In negativer Endstellung ist die Kolbenstange eingefahren, da die Druckluft in die minus Kammer einströmt.
Die Entlüftung der jeweiligen Gegenkammer ist Grundvoraussetzung, damit die dort befindliche Luft frei ausströmen kann.
4. Stabile Schaltstellungen des Zylinders
Wir unterscheiden zwischen einfachwirkenden und doppeltwirkenden Zylindern.
Bei den einfachwirkenden Zylindern wird nur eine Kammer mit Druckluft beaufschlagt. Dementsprechend wird nur in eine Richtung Arbeit mittels Druckluft ausgeübt. In die andere Bewegungsrichtung sorgt eine eingebaute mechanische Feder für die Kolbenrückbewegung.
Die Hublänge der einfachwirkenden Zylinder wird von der mechanischen Feder beschränkt. Deshalb sind einfachwirkende Zylinder auch nur mit relativ kurzem Hub verfügbar.
Es existieren generell zwei Ausführungen, abhängig davon, ob die Feder vor oder nach dem Kolben platziert ist:
Bei doppeltwirkenden Zylindern betätigt die Energie der Druckluft den Antriebskolben in beiden Richtungen.
Doppeltwirkende Zylinder werden immer dann verwendet, wenn der Zylinder in beiden Richtungen Arbeit ausüben muss.
Aufgrund eines breiten Anwendungsspektrums, gibt es viele verschiedene Ausführungen:
Die Funktion der verschiedenen Zylinderausführungen ist eindeutig durch Schaltsymbole geregelt.
WICHTIG! Die Symbole zeigen nur die Funktion des Zylinders, beinhalten aber keine Informationen bezüglich Hub, Durchmesser, Standard etc.
Bei den Symbolen begegneten uns zwei Begriffe, auf die wir im nächsten Kapitel detaillierter eingehen werden:
Nachstehend beschreiben wir die jeweilige Funktion nur als Kurzzusammenfassung: